Closing Show in Lake Tahoe


Review by Carsten "Big Hunk" Hesse & Taniolo

Als Elvis Mitte Mai mit der Opening Show sein drittes Tahoe Engagement eröffnete, hatte er im laufenden Jahr bereits arbeitsreiche viereinhalb Monate hinter sich. Von Ende Januar bis Mitte Februar gab er 29 Shows in Vegas, gefolgt von einer umjubelten Städtetour im März, während welcher er innerhalb von 20 Tagen von Tulsa, Oklahoma bis Memphis, Tennessesse 13 verschiedene Städte besuchte und 25 Konzerte gab. Anfang Mai schloss sich eine weitere, diesmal kleinere Tour an, die Elvis in verschiedene kalifornische Städte der amerikanischen Westküste führte. Nur wenige Tage später gastierte er mit 22 Auftritten im Spielerparadies am Lake Tahoe. Bevor Elvis aber für "Jackson Five" (mit dem damals 16 Jahre alten und damals schon nicht gänzlich unbekannten Michael Jackson), die im Anschluss an seine Gastspielreihe einige Male am Lake Tahoe auftraten, die Bühne räumte, beendete er das Engagement am 27. Mai 1974 mit der um 3 Uhr nachts startenden Closing Show:

Wie nun schon seit über zwei Jahren üblich, kommt Elvis mit "See See Rider" auf die Bühne und geht routiniert durch den Song. Es gibt erstmal keine Besonderheiten, jedoch ist das Gitarren-Solo von James auffallend perfekt und noch ein wenig "fingerfertiger" als sonst, es toppt in seiner Virtuosität in jedem Falle manch andere - offizielle - Fassung. James geht den kompletten "D-Akkord-Teil" in 16teln runter bis wieder der A-Akkord einsetzt - eine herrlich mitreißende Improvisation! Und bereits zu diesem Zeitpunkt wird dem geübten Zuhörer bereits eines klar: Es ist nicht Jerry, der hier den Bass spielt. Duke Bardwell, der während dieser Zeit noch den Platz am Bass innehatte, spielt ganz andere Läufe. Am Ende von "See See Rider" gibt es noch eine ungewohnte Beckenarbeit und zum guten Schluss kommt das ganze Stück sogar etwas "holprig" und "improvisiert" über; auf einmal singt Elvis - dem das nicht verborgen geblieben sein dürfte - "see" und muss sogar kurz lachen. Ins Songende hinein spielt Duke noch einen laut hörbaren Septimenakkord. So "normal" wie der Song anfing - so interessant hat er sich dann doch entwickelt! Und das, obwohl die Band den Klassiker und bis auf wenige Ausnahmen üblichen Showopener zu diesem Zeitpunkt schon über 300 Mal gespielt hat!

Und ebenso regelmäßig wie "See See Rider" die Eröffnung bildet, geht es - wie so oft - mit "I Got A Woman - Amen" weiter. Der Mann hinter dem Mischpult hat aufgepasst und legt Elvis sofort Effekt auf die Stimme. Noch kurz zuvor hatte Elvis zur Begrüßung ein "Good Morning - sounds funny, Good Morning" (schließlich ist es zu diesem Zeitpunkt kurz nach 3 Uhr nachts!) ins Publikum geschickt, und das natürlich ohne Effekt, da sich die Sprache sonst in der Halle zu sehr "verliert". Der Toningenieur muss - das wird auch hier wieder einmal sehr deutlich - immer aufpassen, wann der Sänger eine Ansage macht und wann er unvermittelt anfängt zu. Elvis' tiefe Stimme ist heute nicht so fit, das tiefe "E" bei den "Wells" in "I Got A Woman" bekommt er heute nicht voll hin, er brummt es mehr als dass er es singt. Somit gibt es noch einen "Well"-Durchlauf, da der erste beim Publikum sehr gut angekommen zu sein scheint. Beim zweiten Versuch lässt er jedoch durch J. D. übernehmen, der mit seinem enorm tiefen Bass wieder einmal, beim von Elvis nur schwer erreichten E, noch eine ganze Oktave abfällt!!! Auch bei "I Got A Woman" fällt deutlich die abweichende Bassbegleitung auf. Das wird u.a. besonders deutlich in dem Break-Teil "she's there to love me". Sie ist gut, ohne Zweifel, aber sie ist auch ein wenig "konservativ". Jerry spielt wesentlich mehr Soli, was bei einem Basser eigentlich ein Risiko ist, aber bei Mr. Jerry Scheff passt so etwas einfach. Wie gewohnt geht Elvis in den Gospel-Standard "Amen" über und J. D. Sumner zeigt sein Können. Auch hier macht Elvis noch einen zweiten Durchlauf, singt ein weiteres Mal "Amen" Und während jener kleinen berühmten Pause, bevor J. D. wieder loslegt, sagt Elvis kurz - so halb gesungen und ebenfalls noch in E-Dur: "We'll get the Jailhouse Rock later". Ein kleiner Spaß am Rande. J. D. zieht runter, bis die Stimme nur noch ein kaum hörbares Brummen ist, und dann bringt Elvis den Song mit dem berühmten Elvis-Ending zu Ende. Die unterschiedlichsten Modulationen bei "Amen", dass Elvis also noch nach F- und dann nach Fis-Dur rauf geht, gibt es hier in 1974 noch nicht. Trotzdem eine feine Version.

Anschließend stellt Elvis sich seinem Publikum erst einmal als Sammy Davis Jr. vor, sagt ein paar Worte und geht dann zu "Love Me", in F-Dur gesungen, über. Wir hören die übliche, kurze Version mit einem Mittelteil. 1970/71 sang er dieses typische 50er-Jahre-Stück noch wesentlich langsamer, aber in den Jahren 1972 bis 1975 hat er eigentlich nie mehr viel an dem Vortrag verändert. Erst in den letzten Jahren ging er wieder dazu über, es mit zwei Mittelteilen zu singen und am Ende die Backgroundsänger zu einem besonders langen "ooooohhhh" herauszufordern, ehe er mit seinem "Yeah" das Lied zu Ende bringen würde. Heute singt er es ohne nennenswerte Besonderheiten durch.

Dann folgt ein Song aus Elvis' Sun-Zeit, und zwar einer, der irgendwie in den ganzen Jahren keine Abnutzungserscheinungen wie "Lustlosigkeit" oder diese typische Art von "Routine" erfuhr, wie wir es zum Beispiel von "Hound Dog" kennen. Elvis sagt, dass seine Stimme früher "höher" gewesen sein soll (und singt das Lied auch "nur" noch in E, anstatt der frühern F-Dur-Tonart): "Trying To Get To You". 1970 gab es mal eine improvisierte Kurzversion davon und ansonsten hatte er es (leider) erst ab 1974 wieder im Programm. Als er damals am 26. Januar 1974 ein neues Vegas-Engagement startete und auf einmal im vierten Konzert der Gastspielreihe, in der Dinner Show vom 28.1., diesen bluesigen E-Dur-Klassiker wieder auspackte, den viele spätestens seit dem 68er TV-Special noch mehr liebten, war es beinahe eine kleine Sensation. Ab sofort gehörte dieser Song im Jahre 1974 zum absoluten Standard-Repertoire. Im darauf folgendem Jahr 1975 sollte er nicht mehr so oft gespielt werden, aber 1976/77, mit seiner wundervollen, späten Blues-Stimme hatte er das fetzige Stück wieder sehr häufig im Programm. Hier in Tahoe in der Closing Show singt Elvis eine super Fassung (wie eigentlich immer). Einziges Manko: Das Lied könnte länger sein!

Einen regelrechten "Oldie-Block" wie 1972 gibt es nicht mehr; Elvis startet aber zunächst mit "All Shook Up". Es ist die übliche, flotte A-Dur-Version (im Gegensatz zum B der Platte), ohne gesangliche Besonderheiten. Auffällig wieder der Bass: Es interessant, wenn man Jerry's Begleitung schon lange kennt, aber insgesamt eher schlicht. Teilweise spielt er Läufe, die sehr, sehr nachvollziehbar sind und anhand derer einem klar wird, warum Elvis Jerry Scheff wieder haben wollte.

"My first movie was Love Me Tender" ist die Ansage zu dem Lied, und hier dauert das Intro ungewöhnlich lange, da er sich mit einem Fan am Bühnenrand unterhält, der irgendetwas von Elvis haben will. Er fragt: "Scarf? … Belt?" - was einen Aufschrei zur Folge hat. Wie meistens gibt es zwei Strophen - diesmal mit relativ wenig Kuss-Unterbrechungen - und das Stück ist zu Ende. Eine Strophe D-Dur (wie schon auf der Single), eine in Es und das war's. Hin und wieder kam auch noch eine F-Strophe, wie er es im Comeback-Special erstmalig brachte; die gab es hier allerdings nicht.

Es folgt ein etwas aktuelleres Werk, "You Don't Have To Say You Love Me", ein Lied, das hinsichtlich des Arrangements und der Akkorde die Band deutlich mehr fordert als alle bisherigen Stücke dieses Konzertes. Es ist in Gis-Dur bzw. in der verwandten D-Moll-Tonart aufgebaut, der Refrain ist aber F-Dur, der letzte Refrain ist dann - nach einem Wechsel auf "oh believe me" sogar G-Dur. Auch hier fällt der alternative Bass von Duke Bardwell auf, jedoch nicht so negativ wie z. B. bei "All Shook Up". Ansonsten eine durchschnittliche Fassung des Songs, den Elvis erstmals 1970 sang. Eine gute Interpretation, aber auch nur durchschnittlich. Obgleich dieser Vergleich nur deshalb etwas hart auszufallen scheint, da eigentlich alle Fassungen recht gut bis sehr gut waren. Andererseits wird es gewiss auch so manchen Hörer geben, dem die langsamere 70er Version von "You Don't Have To Say You Love Me" besser gefallen mag.

Es folgt der "Hound Dog", leider ohne den Blues-Anfang, wie wir ihn alle spätestens seit den Madison Square Garden Konzerten kennen. Auch hier spielt Duke wesentlich differenzierter (und abgehackter) als bei All Shook Up. James setzt wieder das Wawa (jenen spektakulären 70er-Jahre-Gitarren-Verzerrer) ein, doch alles in allem dauert diese flotte Fassung von "Hound Dog" keine 45 Sekunden. Das ist selbst Elvis zu kurz, so dass er mit "you ain't never caught a rabbit" zu einem erneuten Ende ansetzt. Dann kommt jenes improvisierte, lange Ende wie man es vom Konzert in Memphis (knapp zwei Monate zuvor und veröffentlicht auf "Elvis Recorded Live On Stage in Memphis") oder auch von den Fassungen, die CBS filmte, kennt. Und Elvis begnügt sich heute nicht mal mit einer Version, nein er packt noch eine zweite dieses speziellen "Elvis Endings" aus!

Es folgt "Fever", das - obwohl hier weder die Band noch Elvis sonderlich viel leisten müssen - immer sehr gut ankam, und zwar hauptsächlich wegen Elvis' spärlichen, aber effektvoll eingesetzten Beinbewegungen (zur entsprechenden Beleuchtung)! Auch hier kreischt er auf die Zeile "I light up when you call my name" mit hoher schriller Stimme ein lautes, hysterisches "EEELLLVIS" ins Mikro. Dann gibt's noch ein paar Textänderungen. Leicht anzüglich singt Elvis "fever when you hold my … me tight". Oder an anderer Stelle in der "Captain Smith and Pocahantes" Strophe heißt es hier "she had a deep voice" anstatt von "you give me fever" und zum Ende hin macht Elvis aus "Centigrade" ein "be it Fahrenheit or Gatorade". Nach knapp 3 Minuten, was allerdings etwas länger ist als manch andere Fassung, ist auch das "Fieber" vorüber.

Es folgt ein Konzerthöhepunkt, den man in seiner Deutlichkeit wohl aber erst als solchen richtig begreifen mag, wenn man Elvis bei seinem Vortrag gesehen hat. Elvis geht ohne langes Intro in "Polk Salad Annie" und zwar in eine recht flotte Fassung über. Hier liefert Duke eine hervorragende Bass-Linie ab, anders als Jerry zwar, aber sehr gekonnt. Doch was sagt Elvis da vor dem Bass-Solo: "Play it Jerry"?? Verhöre ich mich da, oder ist Elvis so "routiniert", dass er einfach "Jerry" sagt?? Ganz offensichtlich. Das orchestrale Ende kommt einem beim Zuhören vielleicht ein wenig lang vor, muss aber ein Hammer gewesen sein für die damals anwesenden Show-Gäste. Faszinierend ist, wie Duke innerhalb dieses Endings in Halbtönschritten langsam runter geht und wie die gesamte Band das Lied, als er "endlich" auf dem Grundton E ankommen ist, gemeinsam zu Ende bringt. Das passt ganz hervorragend.

Anschliessend kündigt Elvis mit den Worten "I'd like to ask J.D. and the Stamps to do one of my favorite songs: Why Me Lord" den nächsten Programmpunkt an. "Why Me Lord" ist ein Song aus der Feder von Kris Kristofferson und gehörte 1974 zum absoluten Pflichtprogramm in Elvis' Konzerten. Wie immer eine großartige Fassung, beim Refrain setzt Elvis ein und das tolle Lied läuft ohne Besonderheiten durch. Die Späße, mit denen Elvis versucht, J. D. aus dem Konzept zu bringen, kommen hier noch nicht. 1976/77 werden sie keine Seltenheit mehr sein. Nachdem man gemeinsam das Lied zu Ende gebracht hat, sagt Elvis "I like that. Let's do the last part again…" und noch einmal setzen sie zusammen mit dem Refrain ein.

Es folgt Elvis' letzter Number-One-Hit, welcher seit fast fünf Jahren einen Konzerthöhepunkt darstellt. 1974 sollte er dann jedoch unglücklicherweise für beinahe alle Zeit aus dem Programm fliegen und nur einmal noch - 1975 und lediglich im Rahmen der Request-Box-Shows - "ausgegraben" werden. Die Rede ist selbstverständlich von "Suspicious Minds". Die 74er Fassungen sind auch längst nicht mehr so lang, wie sie 1969/70 noch waren. Es ist Spekulation, ob die Versionen kürzer wurden, weil Elvis des Liedes einfach überdrüssig geworden war oder weil er einfach nicht mehr die körperliche Kondition hatte, um sieben Minuten (einschliesslich der wilden Bühnenbewegungen) zu rocken. Auch Duke Bardwell läuft während "Suspicious Minds" zu Höchstform auf, reicht jedoch wiederum nicht ganz an die Leistungen eines Jerry Scheff heran. Interessant, eine so andere Bassbegleitung zu hören, ist es jedoch allemal. Nach weniger als vier Minuten ist dieser fetzige Song dann zu Ende und - auch als Atempause für Elvis - es wird Zeit für die Bandvorstellung, die mal wieder von einem kleinen Instrumental der Band untermalt wird.

Komplette Soli der Bandmitglieder sollte es erst ab 1975 geben, so dass diese Bandvorstellung in weniger als zwei Minuten gelaufen ist. Joe Guercio dirigiert heute (bzw. während des ganzen Tahoe-Engagements) nicht sein eigenes Orchester, sondern das Al-Tronti-Orchestra.

Im Anschluss stellt Elvis noch - hörbar begeistert vom Publikum aufgenommen - den Sänger Billy Eckstine vor, der als Jazz-Sänger speziell in den 40ern seine größten Erfolge hatte. Elvis erzählt dem Publikum, dass Billy eine seiner größten Inspirationen war, als er noch in der Schule war und singt noch kurz "I Apologize", ein Lied von Billy. Interessant ist, dass Elvis jenes Lied Jahre zuvor bereits schon einmal angesungen hatte - damals im Rahmen der Recording Sessions zu "It Happened At The World's Fair" und damals gab es genau wie hier nur einen Mini-Ausschnitt. Schade!

Es geht weiter mit dem regulären Showprogramm und was folgt ist ein Fehlstart, da Elvis noch mit dem Publikum scherzt. Dann aber folgt eine durchgängige Version der alten Don-Gibson-Country-Nummer "I Can't Stop Loving You". Diese war - mit Unterbrechungen - eigentlich dauerhaft in seinem Live-Repertoire. Nur 1976/77 sang Elvis das Stück dann nicht mehr, bis er es im Rahmen seines allerletzten Konzerts in Indianapolis plötzlich noch einmal auspackte. Rhythmisch und gesanglich hat Elvis dieses Lied - das viele gesungen haben - zu SEINEM Lied gemacht, wie so oft. Auch hier fällt der Bass auf, aber Elvis bringt wie immer eine klasse Version. Da er hier seine Stimme richtig fordern und "dehnen" muss, gibt es von diesem Song wohl keine richtig "durchschnittliche", also "lustlose" Fassung. Und auch 1974 hat er noch Spaß daran, am Ende ein wenig mit seiner Stimme zu spielen. Diesmal arbeitet er kurz vor Schluss noch eine Schleife ein und geht dann direkt in das "Daaaaaaay" über. Ein hohes Kopfstimm-D beendet das tolle Stück.

Dann kündigt Elvis ein neues Lied an, das in gerade erst heraus gekommen ist, es handelt sich um den wunderschönen Song mit Gospel-Touch "Help Me" (D-Dur), geschrieben von Kris Kristofferson. Auch hier liefert (wie wir sie schon seit Jahren auch vom Memphis-Konzert kennen) Shaun Nielsen eine perfekte Oberstimme. Die zweite Strophe singt Elvis wieder allein, Shaun setzt erst im Refrain wieder mit ein. Auch dieses Stück hat er erst seit Anfang des Jahres im Programm und er sollte bis 1977 immer wieder singen. Einfach schön!

Es folgt "Bridge Over Troubled Water" (in C-Dur). Natürlich ein toller Vortrag, auch wenn er an die Intimität und das Feeling der 70er Versionen wohl nie mehr heran reichte.
Auch hier macht er sich diese Simon-and-Garfunkel-Komposition zu eigen, macht daraus ein Elvis-Lied. Der zweite Refrain ist schon ungleich dramatischer gesungen, als der erste gehauchte. Bei "sail along…" setzt wieder eine saubere Zweitstimme ein (die er auf seiner LP-Version selbst overdubbed hatte, was natürlich live nun mal nicht geht!) und dann bringt er das Stück in einem dramatischen Finale zu Ende. Und das Lied kommt auch heute bei der Closing-Show so gut an, dass er mit der letzten Strophe noch einmal anfängt. Hervorragend auch hier mal wieder die Chorsänger - J. D. mit dem ganz tiefen Bass-C, und Kathy mit dem 4 Oktaven höheren C: Ein Hammer und ein Genuss!

Elvis setzt mit einem ziemlich aktuellen Stück fort und rockt sich durch den Ohrwurm "Let Me Be There". Dieses Stück sang Elvis 1974/5 fast in jedem Konzert, aber 1976 sollte es gänzlich aus dem Programm verschwinden. Das Lied lässt James Burton viel Raum, eine Country-Pickin'-Guitar zu improvisieren, und diese Version gleicht ziemlich der bekannten Fassung aus dem Memphis-Konzert vom 20.3.74, die dann später auch - sozusagen als Lückenfüller - auf dem Album "Moody Blue" zu hören war! Allerdings ist sie gesanglich nicht ganz so perfekt. Ab 1975 sang Elvis das Stück wesentlich enthusiastischer, schrie einige Passagen heraus und sang an mehreren Stell ("… change what ever's wrong") höhere Noten. J. D. endet auf einem tiefen G, welches er auch schon in "Why Me Lord" zelebrierte.

Es folgt "The Wonder Of You", das Elvis und die Band seit dem Sommer 1970 immer wieder mal im Programm hatten. Diese späten Versionen, die auch das bekannte Intro nicht mehr beinhalten, können gesanglich nicht mehr ganz so überzeugen. Das Stück geht ohne Besonderheiten durch - bis vielleicht auf seinen Chorgesang im Mittelteil, wo er auf einmal und ziemlich ungewohnt in die höhere Zweitstimme übergeht. Es ist insgesamt eine recht flotte Version und nach fast genau zwei Minuten zu Ende. Am Schluss geht Elvis wieder ein wenig im Chor unter, so dass kaum einer hört, dass er 5 Sekunden früher "aussetzt" als die Backgroundsänger.

Dann rockt es noch einmal hart, der "Big Boss Man" ist angesagt, den Elvis live immer einen Ton höher brachte (A anstatt G) als auf der Platte. Der "Big Boss Man" ist 1974 recht häufig im Programm vertreten, und Elvis würde ihn - unregelmäßig, aber bis einschließlich Sommer 1977 - immer wieder singen. Sein nächstes Vegas-Engagement eröffnete er sogar mal mit dem Song - aber das ist ein anderes Thema! Während der ersten Strophe wird Elvis nur von Glen D. Hardin am Piano begleitet, später kommt eine Oberstimme von Charlie Hodge dazu und dann geht es immer mehr ab. Auch ein feines Solo von James Burton gibt es zu hören und einige interessante Bass-Läufe. Am Ende spielt das ganze Orchester mit. Etwas länger als zweieinhalb Minuten fetzt es nur so.

Im starken Kontrast zu dieser rockigen Nummer steht das folgende ruhige Stück, welches eher selten von Elvis Live gesungen wurde, aber welches er bereits in den beiden vorangegangenen Vegas-Engagements im Programm hatte: "The First Time Ever I Saw Your Face". Elvis sang es zwischen 1971 und 1976 immer wieder mal bei Konzerten, aber nie mit der Regelmäßigkeit wie manch anderes Stück. Auch hier gibt es eine perfekte Zweitstimme zu hören; manchmal geht Elvis ein wenig im großen Chor unter, aber das tut in diesem Falle dem schönen Lied keinen Abbruch.

Ohne weitere Ansagen - bis auf ein "thank you Ladies and Gentlemen" - geht Elvis nun in die "American Trilogy" über. Es folgt eine eher flotte Fassung, Elvis deutet kurz den "Disneyland"-Gag an und ruft mit Kopfstimme ein fröhliches "sing it!" zu seinem Chor, bevor dieser einsetzt. Das Lied geht ansonsten ohne nennenswerte Auffälligkeiten durch, wird hier aber vielleicht ein wenig zu schnell vorgetragen.

Jetzt, nach so einem Konzerthöhepunkt, könnte eigentlich das Ende folgen, aber Elvis will scheinbar noch ein weiteres Lied bringen. Richtig schlüssig ist er sich noch nicht, so sagt er "let's do something like… aah" und da ruft jemand (ist es gar Charlie Hodge?): "Now Or Never"! Diesen, seinen größten Hit hatte Elvis bisher nur sehr unregelmäßig im Programm gehabt, das sollte sich jedoch für die Zukunft ändern: Speziell 1976/77 gehörte diese wunderschöne Melodie dann zum absoluten Pflichtprogramm. Und so singt Elvis mit einem leicht improvisierten Piano-Intro dieses Stück durch, übrigens zum ersten (und letzten) Mal während dieses Tahoe-Engagement. Im Gegensatz zu späteren Fassungen ist es noch ziemlich langsam, aber schön gesungen. James "imitiert" mal wieder beeindruckend die Mandolinen-Töne (die Scotty Moore einst schon imitierte, da auch während der Aufnahme aus dem Jahre 1960 kein Mandolinenspieler zugegen war!). Das geschmetterte "… to laaaate" gibt es hier in 1974 noch nicht. Am Ende zieht Elvis schon ziemlich mit der Stimme hoch, singt ein Gis-Fis-E, (das normale Ende eben), doch dann gehen die Musiker noch einmal auf den A-Moll-Akkord, und Elvis singt eine Kombination aus Fis-A-Gis, holt allerdings (was er später, als das Stück routinierter rüber kam, nicht mehr tat) vor dem A noch einmal kurz Luft.

Zum Ende der Show spricht er noch über seinen Eagle-Anzug aus der Aloha-Show und über J.D. Sumner, der wegen seines schon fortgeschrittenen Alters dringend ins Bett müsse. Das Publikum quittiert es mit einem ausgelassenen Lachen. "So until we meet again. Drive carefully going home", verabschiedet Elvis sich noch artig vom Publikum und die Band setzt mit den ersten Takten von "Can't Help Falling In Love" ein. Mit einem gemessen an mancher früheren Version recht langsam vorgetragenen "Can't Help Falling In Love" beschließt der größte Entertainer aller Zeiten auch diese Show.